Fakultät für Geistes- und Kulturwissenschaften

Portraitfoto von Werner Ingendahl

Prof. Dr. Werner Ingendahl

Didaktik der deutschen Sprache und Literatur

Wintersemester 2011/2012

Hauptseminar: "Literarisches Verstehen" von Texten und Filmen – Wie vermitteln wir im Deutschunterricht ästhetische und poetische Erfahrungen?
Termin: Di. 10 - 12 Uhr (11.10. 2011 – 31.1.2012)
Raum: T-10.04

Kommentar: "Das Literarische, insbesondere das Narrativ-Literarische wird nicht mehr in erster Linie durch "Literatur" im klassischen Sinne vermittelt: Schon längst ermöglichen auch die AV-Medien Film, Fernsehen, Video, mehr und mehr auch interaktive Computermedien die Funktionen des literarischen Lesens" (Schreier/Rupp 2002)
Wenn man das glaubt, hat das weitreichende Konsequenzen: die vielen positiven Wirkungen des Lesens auf die geistige Entwicklung von Kindern, die von manchen Eltern- und Lehrerverbänden immer wieder eingefordert werden, sollen tatsächlich mehr und mehr auch von den Bildmedien ausgehen?
In diesem Seminar sollen Sie sich diesem Problem- und Aufgabenfeld von Leitfragen her nähern wie:

  • Wie können wir "das Literarische" (das Poetische, das Ästhetische, das Künstlerische) in Texten, Bildern und Filmen fassen?
  • Hängt es vom Autor ab, ob etwas ein "Kunstwerk" ist?
  • Oder nur von uns Rezipienten?
  • Kann man "Kunst" überhaupt lehren/lernen?
  • Was können denn die "vielen positiven Wirkungen" sein?
  • Was sind und wie äußern sich "ästhetische Erfahrungen"?

Ein Schwerpunkt dieses Seminars wird auf dem "ästhetischen Lernen" liegen. Ästhetische – und d.h. für uns "literarische/ poetische" – Erkenntnis wird versuchend angestrebt, spielerisch, erprobend, phantasierend, mit sinnlich-symbolischen Ausdrucksformen; das heißt nicht frei und beliebig, nur müssen die Wege, die Codes des Erkennens erst gefunden werden. Und das führt uns auf den methodischen Grundzug ästhetischer Tätigkeiten: das Interpretieren. Interpretation aber verlangt das Miteinander emotionaler und rationaler Tätigkeiten.
Und so wird die Arbeitsweise des Seminars – rezeptiv, produktiv und reflexiv – vor allem selbst-erprobend sein; die notwendigen Informationen sollen möglichst vorher per E-Mail allen zugänglich gemacht werden.

Wintersemester 2010/2011

Hauptseminar: Ironie, Satire, Kabarett – Ästhetische Wege zur kritischen Sprachreflexion
Raum: T-10.04

Kommentar: Wie kommen wir dazu, etwas nicht direkt so zu sagen, wie wir es meinen? Das kennen Sie nicht, woll!? "Du bist aber ne eifrige Studentin!", wenn wir gerade das nicht meinen? Sagen wir so mehr oder weniger? Warum schmunzeln oder lachen die Leute, wenn Frau Merkel in einer Zeichnung mit dramatisch heruntergezogenen Mundwinkeln dargestellt ist, oder ein Mann auf einer Bühne sie die neue "Schutzpatronin der Börse" nennt? Linguisten sprechen von "indirekten Sprechakten", "uneigentlichem, nicht-wörtlichem" Sprechen, – merkwürdigerweise alles negative Bestimmungen; wieso kann man diese doch sehr übliche Sprechwiese nur durchs negierte Gegenteil benennen und damit erkennen? Bezeichnend, bezeichnend! Im Alltag ist die Ironie nicht sehr beliebt, Kindern traut man gar nicht zu, sie "richtig" zu verstehen. Satiren machen alles "runter", Kabarettisten ziehen "alles durch den Kakao". Die Mächtigen fürchten sie, auch wenn sie lachend im Publikum sitzen. Kritik scheint doch höchst unwillkommen zu sein. Dabei ist sie doch soo nützlich! Aber gefährlich! Juristen führen Prozesse um die Frage "Was darf die Satire?" und verfassen dicke Streitschriften. Im Kabarett dagegen, wo Satire "alles darf", lachen die Leute sich kringelig darüber. (Aber Fernsehübertragungen werden auch schon mal in gewissen Bundesländern abgeschaltet.) Also ein höchst brisantes und deshalb interessantes Forschungsgebiet, besonders für Lehrer und Schüler, die u.a. auch einen Arbeitsbereich "Sprachreflexion" zu beackern haben. Folglich müsste dieses Hauptseminar als Forschungsseminar angelegt werden. Gruppen von Teilnehmern könnten ermitteln, was sie etwa über solche Schwerpunkte herauskriegen wie:

  • Haben Ironie, Satire und Kabarett etwas gemeinsam?
  • In welchen Formen werden heute Satiren geboten?
  • Gehören diese Formen eher in die Popkultur?
  • Was ist daran lustig? Woraufhin wird geschmunzelt, gelächelt, gelacht?
  • Wann ist Ironie, Satire, Kabarett "Kunst"?
  • Wieso wirken diese Sprechweisen kritisch?
  • Wer kann entscheiden, wer, wann, wo so sprechen "darf"?
  • Wie "behandeln" wir so etwas im Deutschunterricht?
  • Kann man lernen, mit dieser Kritik besser umzugehen, ästhetisch als "Sprachspiel", theoretisch als "Sprachreflexion", ethisch-politisch als (Sprach)Kritik?

Bemerkung: Es ist ein vorrangig sprachdidaktisches/literaturdidaktisches Seminar mit fachwissenschaftlichen Anteilen. In allen Bereichen können Arbeiten angefertigt und Scheine erworben werden. Auch werden wir alle Schulstufen berücksichtigen.

Bücher

  • Ingendahl, W.: Umgangsformen. Produktive Methoden zum Erschließen poetischer Literatur. Frankfurt a.M. 1991.
  • Ingendahl, W.: Sprachliche Bildung im kulturellen Kontext. Einführung in die kulturwissenschaftliche Germanistik. Opladen 1991.
  • Ingendahl, W.: Sprachreflexion statt Grammatik. Ein didaktisches Konzept für alle Schulstufen. Tübingen 1999.

Aufsatzveröffentlichungen der letzten 10 Jahre:

  • Ingendahl, W., Sprachreflexion statt Grammatikunterricht, in: Wirkendes Wort 2/1997,  S.272 – 291.
  • Ingendahl, W., Wygotsky und der Grammatikunterricht, in: Praxis Deutsch 144, 7/1997,  S.10 – 14.
  • Ingendahl, W., Schlüsselqualifikationen als Basis zukünftiger Kompetenzen, in: schulmagazin 5-10, 9/1997,   S. 4 – 11.
  • Ingendahl, W., Schulerfahrungen mit Hilfe der Germanistik. Ein  kulturwissenschaftliches Seminar als Prototyp thematischen Deutschunterrichts, in: R. Köhnen , (Hg.), Wege zur Kultur, Frankfurt 1998, S. 483 – 498.
  • Ingendahl, W., Lernen in der Hirnforschung,  in: schulmagazin 5-10,  4/1998, S.4 – 11.
  • Ingendahl, W., Theorie der Sprachreflexion. Ein Vorschlag zur Übersicht über Aufgaben schulischer Sprachreflexion, in: Döring/ Feine/ Schellenberg (Hg.), Über Sprachhandeln im Spannungsfeld von Reflektieren und Benennen, Frankfurt 1999, S.117 – 144.
  • Ingendahl, W., Integrierender Deutschunterricht. Didaktische Grundlagen und Entscheidungen, in: schulmagazin 5-10, 11/1999, S.4-8.
  • Ingendahl, W., Das Wahre, Schöne und Gute vor dem Hintergrundwissen der Lernenden, in: Bodo Lecke (Hg.), Dauer im Wechsel? Goethe und der Deutschunterricht, Frankfurt 2000, S.265 – 290.
  • Ingendahl, W., Texte verstehen durch eigene Tätigkeiten, in: schulmagazin 5-10, 6/2000, S.4-7.
  • Ingendahl, W., Vom Erlernen einer „Medienkompetenz“ im Deutschunterricht, in: Hansjörg Witte u.a. (Hg.), Deutschunterricht zwischen Kompetenzerwerb und Persönlichkeitsbildung, Baltmannsweiler 2000, S.53-68
  • Ingendahl, W., Sprachkritik der Sprachwissenschaft?, in: Wirkendes Wort 3/2000, S.430 – 446.
  • Ingendahl, W., Dem Lernen einen Sinn geben. Unterrichtliche Maßnahmen zur Steigerung der Konzentration, in: schulmagazin 5-10, 12/2000, S.4 – 8.
  • Ingendahl, W., Was ist ein erfahrungsorientierter Unterricht? in: schulmagazin 5 – 10, 10/2001, S. 4 – 7.
  • Ingendahl, W., Zur Reichweite wissenschaftlicher Sprachkritik, in: Panagl/Stürmer (Hg.), Politische Konzepte und verbale Strategien, Frankfurt 2002, S. 105 – 128.
  • Ingendahl, W., Was versteht die PISA-Studie unter Lesekompetenz? in: Wirkendes Wort 2/2002, S. 298 – 304.
  • Ingendahl, W., Reflexion als Kern schulischen Lernens. Alltagspraktisches, theoretisches, ästhetisches und ethisch-politisches Lernen, in: schulmagazin 5 – 10, Heft 12/2002, S.49 – 52.
  • Ingendahl, W., Sinngebendes Lesen. Phasen des Textverstehens, in: schulmagazin 5 – 10, Heft 6/2003, S. 5 – 8.
  • Ingendahl, W., Neue Unterrichtsinhalte aus der Popkultur?, in: schulmagazin 5-10, Heft 7-8/2004, S. 9 – 12.
  • Ingendahl, W., Unterhaltung: „Massenmedium“ oder „Popkultur“? – Gehört so etwas in den Deutschunterricht?, in: Literatur im Unterricht 1/2004 S. 61 – 82
  • Ingendahl, W., Das Anspruchsniveau fördern mit unterhaltsamen Medien. Schritte zu einem ästhetischen Urteil im Deutschunterricht, in: Wirkendes Wort 2/2005, S.295 – 319.

Weitere Aufsätze:

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